Noch schnell vor der Fahrt im Bus ein Ticket beim Chauffeur zu lösen, ist auf dem ZVV-Streckennetz seit dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2024 nicht mehr möglich. Das Angebot wurde abgeschafft, weil die Verkaufsgeräte das Ende ihrer Lebensdauer erreicht hatten und immer weniger Fahrgäste davon Gebrauch machten (Zürioberland24 berichtete). Bereits heute würden über 75 Prozent der Tickets digital, unter anderem per App, gekauft, begründete der ZVV seinen lange angekündigten Entscheid.
Nicht einfach für ältere Menschen
Gerade für ältere Menschen kann dies aber zum Problem werden. Denn längst nicht alle öV-Benutzer sind digital geübt unterwegs.
Eine Leserin berichtet von ihrem 83-jährigen Vater, der regelmässig per Bus von Laupen ZH nach Wald Bahnhof fährt. Bisher löste er das Ticket jeweils beim Chauffeur für Fr. 2.40. Doch mit der Neuerung ist dies nicht mehr möglich.
Happige Gebühren
Der Senior wurde von der ZVV-Informationszentrale an den telefonischen Ticket-Verkauf verwiesen. Seine Tocher bestellte für ihn das Ticket unter Angabe der Swisspass-Nummer. Die Fahrkarte wurde ihm auf den Swiss Pass geladen – und der Mann fuhr wie gewohnt nach Wald.
Als der Vater dann aber die Rechnung in seinem Briefkasten fand, staunte er nicht schlecht. Anstatt der üblichen Fr. 2.40 wurden ihm Fr. 5.05 verrechnet. Das ärgert die Tochter: «Bei der telefonischen Bestellung hatte man mir nichts von Gebühren gesagt. Als ich erneut bei der Ticket-Bestellzentrale anrief, hiess es, dass ich die Rechnung nicht per Mail bestellt hätte und deshalb Gebühren entstanden seien. Ich erklärte dem Herrn, dass mein Vater keine PDFs mehr öffnen könne.»
Dass ihr Vater nun eine Gebühr von Fr. 2.65 bezahlen muss – mehr als der Ticketpreis selbst – findet sie nicht in Ordnung. Auch, weil man nicht auf Gebühren hingewiesen habe.
Porto, Druck und Handling
Bei der ZVV-Medienstelle bedauert man die Unannehmlichkeiten, die dem Mann erwachsen sind. Cristina Maurer sagt gegenüber Linth24: «Der ZVV legt grossen Wert darauf, dass der öffentliche Verkehr für alle zugänglich bleibt. Aus diesem Grund bietet der ZVV gemeinsam mit Pro Senectute spezielle Kurse an, um Seniorinnen und Senioren den Umgang mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erleichtern.»
Die Gebühren erklärt Maurer mit der postalischen Zusendung der Rechnung und den Kosten für «Porto, Druck und Handling».
Geschenk- oder Mehrfahrtenkarte als Alternativen
Die Mehrkosten könne man umgehen, indem man die Rechnung per Mail kommen lasse. Wer keinen Zugang zu einem Mailkonto hat, habe andere Möglichkeiten. Maurer: «Wir bieten eine öV-Geschenkkarte an. Wer eine solche bezieht, kann das Ticket beim telefonischen Verkauf mit dieser bezahlen.» Praktisch seien auch die Mehrfahrtenkarten, die weiterhin im Bus und an der Haltestelle abgestempelt werden können. Im ZVV-Gebiet gebe es ausserdem weiterhin rund 1'400 Ticketautomaten sowie auch bediente Schalter.