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07.09.2025

«Wer ist hier wirklich profitgierig?»

Gregor Greber begegnet den Vorwürfen der GZO AG, aktivistisch und profitorientiert zu sein. (Archivbild)
Gregor Greber begegnet den Vorwürfen der GZO AG, aktivistisch und profitorientiert zu sein. (Archivbild) Bild: R&S
Die GZO AG betitelt die Anleihegläubiger-Gruppe, die sich GZO-Creditor-Group nennt, gezielt und regelmässig als «aktivistisch». Zürioberland24 hat sich mit einem Vertreter der Gläubigergruppe, Gregor Greber, darüber unterhalten.

Zürioberland24: Herr Greber, erklären Sie bitte kurz, in welcher Beziehung Sie zu GZO und Clearway Capital stehen.

Gregor Greber: Ich bin persönlich Gläubiger und ein Teil der GZO-Creditor-Group. An der von uns einberufenen Anleihegläubigerversammlung am 25. Oktober 2024 wurde ich als Beobachter in den Verwaltungsrat der GZO AG gewählt. Ich vertrete seither im Gremium diese grösste Gläubigergruppe. Gläubiger von Pensionskassen, Versicherungen, Banken und sonstigen privaten und institutionellen Gläubigern mit nahezu 108 Mio. Franken Gläubigerforderungen haben mir das Vertrauen zugesprochen.

Im Zusammenhang mit Clearway Capital fällt auch immer wieder der Name Gianluca Ferrari. Wer ist er?

Gianluca Ferrari ist ein sehr engagierter und unternehmerischer Investor. Er setzt sich als Gründer von Clearway bei all seinen Beteiligungen für wertsteigernde Verbesserungen in komplexen Ausgangslagen ein. Zusammen war uns immer klar, dass das GZO mit all seinen tollen Mitarbeitern schon längstens aus dem Nachlassverfahren hätte befreit werden können.

Was genau macht Clearway Capital für die GZO-Creditor-Group?

Clearway Capital setzt sich enorm für die Gläubigerinteressen ein. Zusammen haben wir uns mit viel zeitlichem Engagement, Kapital und mehreren Ideen für die Sanierung und Rettung des GZO eingesetzt. Clearway finanziert das bisherige Engagement. Ich persönlich setze mich unentgeltlich für das GZO ein. Dies im Gegensatz zu all den anderen Beratern, welche das GZO bereits Millionen gekostet haben und noch kosten werden.

«Trotz der Beteuerungen zu Verbesserungen und Nachschärfungen des Sanierungskonzepts haben all die teuren Berater, Juristen und Experten bislang keine deutlich verbesserten Vorschläge ausgearbeitet.»
Gregor Greber

Die GZO AG wie auch der Ausschuss der Aktionärsgemeinden lassen keine Gelegenheit aus, Sie und Gianluca Ferrari als «aktivistisch» zu betiteln.

Nun, aktiv zu sein, ist ja per se gut. Unternehmer sind immer aktiv. Unterlasser sind passiv. Institutionelle Investoren sind verpflichtet, sich für ihre Destinatäre einzusetzen. Der Verwaltungsratspräsident Andreas Mika und der GZO-Direktor Hansjörg Herren stellen es aber als etwas Negatives dar, weil sie halt – wie auch im Podcast ausgeführt und mehrfach bewiesen – lieber die Enteignung der Gläubiger umsetzen möchten.

Viele Gläubiger sind nicht einverstanden, dass die Gläubiger auf 70 Prozent ihrer Forderungen verzichten und lediglich die Barmittels des GZO erhalten sollen. Die Gläubiger würden in diesem Fall den Aktionären des GZO alle anderen Vermögenswerte wie den Spitalbetrieb, die Immobilien und Beteiligungen schenken.

Trotz der Beteuerungen zu Verbesserungen und Nachschärfungen des Sanierungskonzepts haben all die teuren Berater, Juristen und Experten bislang keine deutlich verbesserten Vorschläge ausgearbeitet. Das Nachlassverfahren hätte schon längst beendet werden können. Mit dem bisherigen Vorschlag würden Gläubiger über 210 Millionen Franken verlieren. Wir setzen uns gegen diese Missstände ein und nennen die Probleme beim Namen. Deswegen versucht man unseren Einsatz als profitgierig und aktivistisch zu diskreditieren. In meinen Augen ist das heuchlerisch.

Der Vorwurf ist happig. Begründen Sie ihn.

Ich nenne Ihnen ein paar Beispiele: Andreas Mika hat durch seine selbstständige Beratertätigkeit vor seiner Wahl als Präsident die Aktionäre, sprich Gemeinden, beraten. Die Kosten dieses Mandats wurden nie offengelegt. Als Berater der Gemeinde ist es offensichtlich, dass er sich pflichtgemäss für seine Kunden einsetzen muss.

250 Mitarbeitende warten teilweise wegen der Nachlassstundung auf ihr verdientes Geld und einige davon sind dadurch in finanzielle Nöte geraten. Die Sachwalter erhalten dagegen ihre sehr hohe Vergütung mit Vorauszahlungen im Umfang von bisher 2 Millionen Franken.

Der Verwaltungsrat erhält nebst dem VR-Honorar sämtliche weiteren Stunden-Aufwände abgegolten. Dies entspricht nicht der guten Unternehmensführungs-Praxis. Verwaltungsratshonorare sind pauschal abzugelten und sollten keinen Anreiz darstellen, möglichst viele Stunden zusätzlich aufzuwenden, die vergütet werden. Darunter fallen auch etliche Termine und Anlässe, unter anderem in den Gemeinden, wo Mika für das Konzept wirbt. Oder gar die Versammlung vom 8. September und die Gespräche mit den Gläubigern...

Neulich haben Sie in einer Telefonkonferenz gesagt, dass das GZO längst frei sein könnte. Bitte erklären Sie das genauer.

Die definitive Nachlassstundung wäre nicht nötig gewesen. Die GZO-Bondholder und Investoren haben davor mehrere konstruktive und gangbare Vorschläge gemacht, wie man das GZO rasch aus der Nachlassstundung holen und auf einen nachhaltigen und gesunden Weg führen könnte – und dies ohne die Steuerzahler in den Aktionärsgemeinden mit den geforderten 50 Millionen Franken so massiv zu belasten. Doch diese Vorschläge wurden unter fadenscheinigen Gründen und Eigeninteressen abgelehnt. 

Mehr noch: Man warf den GZO-Bondholdern und Investoren sogar vor, den Prozess zu verschleppen. Immerhin haben Mika und Herren in ihrem neuesten Podcast jetzt gerade selber zugegeben, dass der Abstimmungsprozess über den 50-Millionen-Kredit in den Aktionärsgemeinden der wahre Grund für den langen Prozess ist.

«Die Aktionärsgemeinden sollen Werte im Umfang von 300 Millionen Franken erhalten, während Mitarbeitende, Lieferanten und Handwerker auf 70 Prozent ihrer Forderungen verzichten sollen. Wer ist hier nun wirklich profitgierig?»
Gregor Greber

Welche Vorschläge waren das?

Ein Vorschlag war, eine Auffanggesellschaft zu bilden. In diese Gesellschaft hätte man den Spitalbetrieb und die Immobilien überführen können. Die Leistungsaufträge des Kanton Zürich könnte man so problemlos weiterführen. Das GZO wäre gerettet und die Gemeinden hätten kein Aktienkapital mehr sprechen müssen. Dieser Vorschlag wurde übrigens auch von der Gesundheitsdirektion als machbar beurteilt. Das Team des GZO, das gute Arbeit leistet, wäre wieder in der Normalität angekommen. Das überlebenswichtige Vorhaben des Spitalverbunds könnte schnell angegangen werden. So aber orientieren sich die anderen Spitäler anderweitig und das GZO wird leider abgehängt.

Auch das Übernahmeangebot der Evolva Holding AG wurde innert weniger Tage und ohne genaue Prüfung abgelehnt. Alle Gläubiger wären zu Eigentümern geworden und das GZO wäre nicht nur gerettet, sondern das finanziell stärkste Spital der Schweiz geworden. Dieses Verhalten wird auch den vielen Mitarbeitenden des GZO nicht gerecht, die gute Arbeit leisten.

Worum ging’s bei dem Angebot von Evolva?

Der Vorschlag von Evolva hätte eine sofortige Auszahlung des Aktienkapitals an die Aktionärsgemeinden vorgesehen. Gleichzeitig hätten die Gläubiger Aktien erhalten. Das hätte innert kürzester Zeit einen Geldrückfluss bedeutet. Damit wäre das GZO schuldenfrei und solide kapitalisiert gewesen und hätte nach vorne blicken können.

Was stört Sie am aktuellen Sanierungskonzept am meisten?

In der Bilanz der GZO AG sind in den letzten Jahren Werte im Umfang von über 300 Mio. Franken auf wenige Millionen abgeschrieben worden. Diese Werte wie Immobilien, Sachanlagen und Beteiligungen sollen gemäss des vorliegenden Sanierungskonzepts unentgeltlich an die Aktionärsgemeinden übergehen. Die Gläubiger, also die Anleihegläubiger – dazu zählen auch Pensionskassen und Krankenversicherungen – die Zulieferer, Handwerker und Mitarbeitende würden dagegen mit nur 30 bis 35 Prozent entschädigt. Dazu sollen die Steuerzahler der Aktionärsgemeinden auch noch 50 Millionen Franken einschiessen, was manchenorts zu Steuererhöhungen führen könnte. Und jetzt sagen Sie mir, wer hier profitgierig ist.

«Per Ende 2025 hat die GZO AG insgesamt 10 Millionen Franken für Berater- und Sachwalter-Honorare budgetiert! Das muss ein Ende haben. »
Gregor Greber

Die GZO-Bondholder schlagen die Wahl eines neuen Sachwalters vor. Warum?

Das GZO befindet sich seit 21 Monaten in der Nachlassstundung. Weder die Berater, die beiden Sachwalter noch der Verwaltungsrat haben es in der ganzen Zeit geschafft, einen Vorschlag vorzubringen, der das GZO rettet und in eine nachhaltige und gesunde Zukunft führt. Währenddessen muss das Spital seinen Betrieb aufrechterhalten und unter erschwerten Bedingungen arbeiten. Die Situation ist eine Zumutung für die Mitarbeitenden. Man spielt immer wieder auf Zeit, verspricht Verbesserungen, aber es passiert nie wirklich etwas.

Bis Ende 2025 hat die GZO AG insgesamt 10 Millionen Franken für Berater- und Sachwalter-Honorare während des Nachlassverfahrens ausgegeben oder noch dafür budgetiert. Diese Kosten vernichten Gläubigervermögen. Auch liegt trotz namhafter Berater kein annehmbarer Vorschlag für die Gläubiger vor.

«Die Behauptung, ein neuer Sachwalter würde das Verfahren verschleppen und die Kosten erhöhen, ist schlicht und einfach falsch.»
Gregor Greber

Die GZO AG hält nichts von einem neuen Sachwalter. Sie sagt, das würde das Verfahren verschleppen und die Kosten erhöhen. Was sagen Sie dazu?

Das ist schlicht und einfach falsch. Mika und Herren sagen im Podcast ja selbst, dass die Sachwalter vom Gericht streng kontrolliert werden, auch was die Kosten und Honorare anbelangt. Warum also sollte ein einziger Sachwalter teurer sein als zwei Sachwalter?

Im aktuellen Podcast sagen Mika und Herren, dass es nur wenige Kanzleien gebe, die überhaupt in der Lage seien, ein so besonderes Nachlassverfahren stemmen zu können.

Auch das ist schlicht falsch. Es gibt etliche fähige Kanzleien in der Schweiz. Zu behaupten, nur die Kanzlei Wenger Blattner sei in der Lage dazu, ist herablassend und parteiisch.

Wie blicken Sie auf den kommenden Montag, die Gläubigerversammlung?

Ich hoffe, dass ganz viele Gläubiger nach Uster kommen oder sich vertreten lassen und ihre Stimme abgeben. Ganz egal, ob als stiller oder «lauter» Gläubiger.

Barbara Tudor