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Schweiz
26.08.2025

Gefühlte Inflation sinkt trotz Unsicherheit

Trotz moderater Teuerung in den letzten Jahren sind einzelne Produkte, wie Schokolade, Kaffee und Versicherungen, deutlich teurer geworden.
Trotz moderater Teuerung in den letzten Jahren sind einzelne Produkte, wie Schokolade, Kaffee und Versicherungen, deutlich teurer geworden. Bild: Lisa Maire
Der Comparis-Preisindex sank im Juli 2025 um 0,2 % zum Vorjahr, vor allem wegen tieferen Energie- und Lebensmittelpreisen. Trotz Rückgang bleiben Energiekosten für viele Haushalte belastend.

Die Preise der gefühlten Inflation in der Schweiz sind im Juli 2025 leicht gesunken. Laut dem Comparis-Konsumentenpreisindex, der gemeinsam mit der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich berechnet wird, lagen die Preise für regelmässig konsumierte Alltagsgüter wie Lebensmittel, Medikamente oder Kleidung um 0,2 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Zum Vergleich: Der offizielle Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) des Bundesamts für Statistik stieg im selben Zeitraum um 0,2 Prozent.

Diese Abweichung lässt sich laut Comparis-Finanzexperte Dirk Renkert vor allem durch die Mietpreise erklären. «Die Mietpreise, die im Comparis-Index nicht enthalten sind, stiegen um 2,6 Prozent. Sie treiben den LIK in die Höhe», so Renkert.

Zwei Jahre nach dem Inflationshöhepunkt: Stabilität mit Ausnahmen

Seit dem Inflationshöhepunkt im August 2022 mit 3,5 Prozent ist die Teuerung in der Schweiz deutlich zurückgegangen. Der LIK hat sich seit Mitte 2023 unterhalb von 2 Prozent stabilisiert, in den letzten elf Monaten bewegte er sich sogar unter der Ein-Prozent-Marke. Im Mai wurde mit –0,1 Prozent erstmals wieder eine negative Jahresrate gemessen.

Im Vergleich zu Juli 2023 stieg die gefühlte Inflation laut Comparis um lediglich 1 Prozent, während der LIK einen Zuwachs von 1,5 Prozent verzeichnete. Dennoch gibt es Ausreisser nach oben: So haben sich laut Renkert vor allem Produkte wie Schokolade, Kaffee, Versicherungen und Elektrizität spürbar verteuert.

«Obwohl die allgemeine Teuerung in den letzten beiden Jahren sehr moderat war, haben sich die Preise für Schokolade und Kaffee deutlich erhöht. Grund sind die Missernten aufgrund von klimatischen Veränderungen sowie gestiegene Energie- und Verpackungskosten», erklärt er. Eine Entspannung sei derzeit nicht in Sicht.

Einige Produkte deutlich günstiger – Heizenergie weiterhin teuer

Trotz der spürbaren Preissteigerungen in bestimmten Bereichen verzeichneten andere Produktgruppen in den letzten zwei Jahren deutliche Rückgänge. So wurden unter anderem Heizenergie, Haushalts- und Körperpflegegeräte, Luftverkehr sowie Freizeitartikel günstiger. Dennoch relativiert Renkert: «Trotz sinkender Energiepreise liegen sie noch 50 Prozent über dem Niveau von Juli 2020. Das belastet vor allem Geringverdiener und die Mittelschicht.»

Reisezeit lässt Preise klettern

Im Vergleich zum Vormonat Juni verzeichnete der Juli markante Preissteigerungen in der Reisebranche. Insbesondere die Parahotellerie, also Ferienwohnungen, Campingplätze und Kollektivunterkünfte, wurde mit einem Anstieg von 18,1 Prozent deutlich teurer. Auch Mietwagen verteuerten sich erheblich. Renkert ordnet ein: «Pünktlich zur Hauptreisesaison sind die Preise für Parahotellerie und für Mietwagen deutlich angestiegen – Mietwagen sind fast 44 Prozent teurer als noch im Juni.»

Gleichzeitig liege das Preisniveau für Mietwagen aber rund 40 Prozent unter jenem von vor drei Jahren, als die Coronakrise für extreme Engpässe gesorgt hatte. Heute seien die Flotten wieder aufgebaut, die saisonalen Preisschwankungen aber nach wie vor deutlich spürbar.

Kleiderpreise im Juli deutlich gesunken

Während Reisen teurer wurden, verbilligte sich im Juli insbesondere Bekleidung. Damen-, Herren- und Kinderbekleidung wurde im Monatsvergleich zum Juni spürbar günstiger. Auch Kinderschuhe sowie Flugreisen wurden etwas billiger. Diese Preisentwicklungen zeigen, dass saisonale Effekte weiterhin einen starken Einfluss auf die gefühlte Inflation haben.

Inflation in der Schweiz bleibt im europäischen Vergleich tief

Im europäischen Kontext schneidet die Schweiz mit einer Teuerungsrate von unter 1 Prozent weiterhin gut ab. In der Eurozone lag die Inflationsrate im Juli laut Eurostat bei rund 2 Prozent. Trotz geopolitischer Unsicherheiten ist die Inflation hierzulande stabil geblieben. Renkert führt das unter anderem auf die Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank zurück: «Die SNB sorgte mit ihrer Zinspolitik und Devisenverkäufen für eine Aufwertung des Frankens, der Importwaren aus dem Ausland deutlich vergünstigt. Daneben sorgten auch viele staatlich administrierte Preise für eine vergleichsweise niedrige Teuerung.»

Teuerung unterschiedlich nach Haushaltstypen und Regionen

Auch zwischen verschiedenen Haushaltstypen zeigen sich Unterschiede. Paare unter 65 Jahren ohne Kinder spüren mit einem Anstieg von 0,2 Prozent die höchste Teuerung. Für Paare ab 65 Jahren ohne Kinder lag die gefühlte Teuerung im Jahresvergleich hingegen bei minus 0,3 Prozent – sie spüren die Preisentwicklung damit am wenigsten.

Nach Einkommensklassen betrachtet, verzeichnete die tiefste Einkommensgruppe den deutlichsten Preisrückgang: Für sie wurde das Leben im Vergleich zum Vorjahr um 0,4 Prozent günstiger. Am wenigsten veränderte sich die Situation bei der höchsten Einkommensklasse, wo der Index um lediglich 0,1 Prozent sank.

Auch regional zeigen sich Unterschiede: In der italienischen Schweiz lag die Teuerung im Jahresvergleich bei –0,3 Prozent, wobei das Preisniveau im Juli im Vergleich zum Vormonat um 0,6 Prozent anzog. In der Deutsch- und rätoromanischen Schweiz betrug der Rückgang der Jahresrate 0,2 Prozent, mit einem monatlichen Anstieg von 0,2 Prozent.

Zürioberland24/gg