Gibt es Unternehmen, die das leichter verkraften können?
Ja, Firmen mit sehr starker Marke und hoher Preismacht – zum Beispiel im Luxussegment – könnten das eher stemmen. Dort ist der Preis Teil der Markenwahrnehmung, und Kunden sind bereit, mehr zu bezahlen. Aber viele kleinere und mittlere Unternehmen haben diese Preismacht nicht. Sie produzieren in der Schweiz, sind auf den US-Markt angewiesen und können ihre Produktion nicht einfach ins Ausland verlagern. Für sie kann das existenzgefährdend sein.
Welche Branchen sind insgesamt am meisten gefährdet?
Neben der Uhrenindustrie betrifft es alle exportorientierten Branchen, die stark auf die USA ausgerichtet sind. Das können Präzisionsinstrumente, Maschinenbauer oder auch Nahrungsmittel-Produzenten sein. Besonders heikel ist es für KMU, die nicht die finanziellen Reserven haben, um monatelang mit schrumpfenden Margen zu arbeiten.
Die Pharmaindustrie ist die wichtigste Exportbranche der Schweiz. Bleibt sie verschont?
Vorerst ja. Aber ich wäre vorsichtig. Präsident Trump hat Novartis und Roche bereits schriftlich aufgefordert, ihre Preise in den USA zu senken. Sonst könnten auch sie von Strafzöllen oder anderen Handelshindernissen betroffen sein. Pharma ist momentan noch ausgenommen – aber die Drohung steht im Raum.
Trump begründet die Strafzölle mit dem Handelsüberschuss der Schweiz gegenüber den USA. Ist das aus ökonomischer Sicht stichhaltig?
Nein. Es stimmt zwar, dass die Schweiz bei Waren einen Überschuss von rund 40 Milliarden Dollar hat. Aber die USA haben ihrerseits einen Überschuss bei Dienstleistungen – vor allem in der IT. Handel ist kein Nullsummenspiel, bei dem ein Überschuss automatisch unfair ist. Wenn wir amerikanische IT-Dienstleistungen einkaufen, tun wir das, weil wir sie wollen und brauchen – nicht weil wir «übervorteilt» werden. Diese ökonomische Logik ignoriert Trump komplett.
Gibt es jetzt noch die Chance, die 39 Prozent abzuwenden?
Theoretisch ja. Trump hat in der Vergangenheit oft Maximalforderungen gestellt und ist am Ende zurückgerudert. Aber: Selbst wenn er nachgibt, bleibt das Endergebnis meist deutlich höher als der Status quo davor. Und im Fall der Schweiz sehe ich leider wenig Motivation für ihn, Zugeständnisse zu machen.