Home Region Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Sport
10.07.2025

Zeitzeugen des Pferdesports

Thomas Häsler hat als Richter und Funktionär einen grossen Bezug zu Pferden.
Thomas Häsler hat als Richter und Funktionär einen grossen Bezug zu Pferden. Bild: Sandro Zoller, Schaffhausen24
Thomas Häsler aus Schlatt TG ist fasziniert von Pferdesportplakaten. Zu seiner umfassenden Sammlung zählen über 100-jährige Exemplare.

Thomas Häusler hat eine Passion fürs Sammeln. Dabei liegt sein Fokus aber nicht auf populären Dingen, wie etwa Briefmarken, Münzen, Lego-Minifiguren, Musik-CDs oder Eisenbahnen. Er ist fasziniert von Pferdesportplakaten. Das erste Exemplar, das er besass, hat in ihm das Interesse daran geweckt. Unterdessen gehören ihm Plakate aus über 100 Jahren Pferdesportgeschichte. Darunter sind auch exklusive Stücke zu finden.

In einem Schopf habe er drei Pferdesportplakate gefunden. Darunter sei ein fast völlig demoliertes Exemplar vom Dragonerspringen in Stein am Rhein, im Jahr 1946, gewesen. «Das kanns nicht sein», sagte der 72-jährige Betriebswirtschafter und grosse Pferdefan damals zu sich. «Das sind Zeitzeugen und die will ich retten.»

Das Pferd als Kulturgut

Bereits seit der Prähistorie werden Pferde gejagt und als Kulttiere verehrt. Die Domestizierung des Pferdes und dessen Nutzung durch den Menschen begannen vor circa 6000 Jahren und damit relativ spät im Vergleich zu anderen Nutztieren. Das Reiten von Pferden wurde ungefähr vor 5000 Jahren populär. Deshalb sei dieses stolze und elegante Tier auch ein Kulturgut.

Auch eigene Plakate kreiert

«Die verschiedenen Gestaltungsformen, die Grafik und Schönheit der Plakate, rund um das Pferd, üben eine starke Anziehung auf mich aus», sagt Häsler. Seit vielen Jahren ist er im Reitverein Schaffhausen dabei und hatte bereits in verschiedenen OKs Einsitz.

In dieser Zeit habe er eigene Plakate kreiert und ebenfalls verwendet. Der Sammler ist zudem nationaler und internationaler Richter und Pferdesportfunktionär, ist an diversen Wochenenden, im In- und Ausland, an Turnieren dabei und schreibt darüber Reportagen.

Unter anderem während solchen Veranstaltungen suche er den Draht zu Plakatverantwortlichen: «Bin ich vor Ort, kümmere ich mich selber darum. Ansonsten bitte ich Kollegen, ein Plakat vom Turnier mitzunehmen.»

Zudem wüssten viele Personen von seinem Hobby Bescheid und brächten Exemplare vorbei – im Wissen, dass er diese sorgfältig aufbewahrt.

  • Langjähriges Sujet des Reitverein SH für die Turniere auf dem Griesbach, welche jeweils viele Zuschauer anlockten. Ersteller Hugentobler. Bild: Thomas Häsler
    1 / 5
  • Schönes Plakat der Springkonkurrenzen in Zürich, direkt am Zürichsee, von Koella entworfen. Bild: Thomas Häsler
    2 / 5
  • Internationale Galopprennen in Baden-Baden. Bild: Thomas Häsler
    3 / 5
  • Modernes und zeitgemässes Sujet aus Hongkong, des Jahres 2019. Ein Plakat, das die Tradition am Leben erhält. Bild: Thomas Häsler
    4 / 5
  • Aktuelles Sujet des Reitverein Schaffhausen für die Dressurprüfungen Gestaltung Wendel Oberli/Thomas Häsler. Bild: Thomas Häsler
    5 / 5

Wertlos und gleichzeitig kostbar

Aus der Region Schaffhausen besitzt er Plakate von 1920 bis in die Gegenwart. Das älteste Exemplar in Häslers Besitz ist aus dem Jahr 1899 und wurde für einen Festumzug in St. Gallen entworfen. Das Neuste ist von Mitte des letzten Monats und bewarb den Concours de Saut International Officiel (CISO) in La Baule, Frankreich, einem der grossen internationalen Turniere im Springreiten.

Mehrere 100 Exemplare

Über die Jahre ist eine beeindruckende Sammlung entstanden: Er besitzt mittlerweise mehrere hundert Plakate. Einige davon habe er in mehrfacher Ausführung, wodurch er diese auch Interessierten abgeben könne.

Und welches ist das Kostbarste?

Das könne er nicht genau sagen. Es sei auch eine Ansichtssache. «Für mich sind sie alle wertvoll, etwa wegen ihrer schönen Gestaltung oder ihrer Geschichte. Wiederum für andere sind sie wertlose Papierfetzen.» Was er aber mit grosser Gewissheit sagen könne: «In meinem Besitz befinden sich Einzelstücke, die es wohl sonst nirgendswo mehr gibt.»

Bis zu 1500 Franken pro Plakat

Vor rund 35 Jahren habe er bei einem Nachlass in Zürich einige Raritäten erworben. Da hätte manch Einzelstück 1500 Franken gekostet. Der Preis sei für ihn aber nicht der entscheidende Faktor.

Er habe einige favorisierte Plakate. «Hugentobler machte ein tolles Plakat für Frauenfeld 1935 und Erni eine schöne Serie für das Turnier in Tramelan JU.» Er möge zudem sein Exemplar der Allmend Brunau Pferderennen. Für Häsler sei es eine Freude zu sehen, dass das Gestalten von Pferdesportplakaten wieder zunimmt und es aktuelle Sujets gibt. So könne in seiner Sammlung die Entwicklung der grafischen Gestaltung weiterverfolgt werden.

Sporadisch stellt er Exponate aus, hat neu ein eigenes Atelier in Schlatt und plant aktuell eine grössere Ausstellung.

Sandro Zoller, Schaffhausen24