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Jugend
05.07.2025
08.07.2025 07:50 Uhr

Smartphones im Ferienlager – ja oder nein?

Ob Handys ins Lager gehören – da scheiden sich die Geister.
Ob Handys ins Lager gehören – da scheiden sich die Geister. Bild: Jugend und Medien
Ob Handys in Kinderlagern erlaubt sein sollen oder nicht, ist umstritten. Eine pauschale Antwort gibt es nicht – gefragt sind klare Regeln, Kommunikation und gegenseitiges Vertrauen. Das Informationsportal jugendundmedien.ch gibt Eltern konkrete Tipps, wie der Umgang mit digitalen Medien im Lageralltag gelingen kann.

Im Sommer geht es für viele Kinder ins Lager: raus in die Natur, ans Lagerfeuer, ins Abenteuer. Doch während es früher ganz selbstverständlich war, dass Eltern tagelang nichts von ihren Kindern hörten, sind heute oft Smartphones mit dabei – zum Fotografieren, Musik hören, Chatten oder um im Notfall erreichbar zu sein.

Diese Entwicklung sorgt bei Eltern wie Lagerleitenden immer wieder für Diskussionen. «Alle anderen Kinder hatten ihr Handy dabei – mein Sohn hat sich richtig ausgeschlossen gefühlt», erzählt Lisa (Name geändert), Mutter eines Neunjährigen. «Ist es normal, dass im Sportlager Smartphones erlaubt sind?» Eine Frage, der jugendundmedien.ch in einem Newsletter nachgegangen ist.

Unterschiedliche Haltungen – auch unter Leitenden

In vielen Lagern sei der Umgang mit digitalen Geräten ein wiederkehrendes Thema, wie Annina Reusser, Sprecherin der Pfadibewegung Schweiz, bestätigt: «Die Präsenz von Smartphones ist eine Herausforderung. Pfadi findet vorwiegend draussen und offline statt – und daran wollen wir auch nichts ändern.»

Laut Reusser setzten die einzelnen Abteilungen eigene Regeln, von kompletten Handyverboten bis zu klar geregelten Handyzeiten. Dasselbe gilt für Lager im Rahmen des Förderprogramms Jugend+Sport (J+S): «Es gibt eine Empfehlung an die Organisationen, entsprechende Regeln festzulegen und zu kommunizieren», heisst es dort. Die Ausgestaltung sei jedoch Sache der jeweiligen Lagerleitung. Wichtig sei, dass Eltern frühzeitig informiert werden.

Chancen und Risiken digitaler Begleiter

Während einige Lager konsequent auf digitale Abstinenz setzen, versuchen andere, einen Mittelweg zu finden. So plädiert ein Jugendleiter auf einem Blog für einen «ausgewogenen Umgang», etwa durch «freiwillige Auszeit-Kisten» für Handys oder klar definierte Handyzeiten. Zudem sieht er kreative Potenziale – etwa beim Drehen eines Kurzfilms oder einer digitalen Schnitzeljagd.

Andere Stimmen warnen jedoch vor dem Verlust der Lagererfahrung. «Sie verboten erst den Gameboy und dann jede neue Generation von Nintendo-Spielgeräten. Handys zu verbieten war eine logische Weiterführung dieser Idee», schreibt ein erfahrener Lagerleiter bei Krautreporter. «Hier gibt es so viel zu erleben – wir brauchen keine Ablenkung.»

Entwicklung braucht Abstand

Auch aus entwicklungspsychologischer Sicht kann eine Zeit ohne Smartphone im Lager wichtig sein. jugendundmedien.ch betont: «In einem geschützten Rahmen sind Erfahrungen mit Selbstorganisation, sozialem Miteinander, aber auch mit der Trennung von den engsten Bezugspersonen für Kinder wichtig.» Wenn ein Kind im Moment des Heimwehs direkt selbst nach Hause telefoniere, könne es die Gelegenheit verpassen, mit diesem Gefühl umzugehen – «getröstet zu werden und es wieder abklingen zu lassen», sagt Annina Reusser.

Gleichzeitig gilt: Auch Eltern tun sich manchmal schwer mit der Trennung. Manche rufen ihr Kind im Lager an, weil sie es vermissen – was wiederum die Erfahrung der Selbstständigkeit schwächen kann.

Der Schlüssel liegt im Gespräch

Wie jugendundmedien.ch, das Informationsportal des Bundes, unterstreicht, ist ein frühzeitiger Dialog entscheidend, damit der Umgang mit digitalen Medien im Lager gelingt – zwischen Lagerleitung, Eltern und Kindern. Regeln sollten klar kommuniziert und gemeinsam getragen werden. Wenn Kinder kein Handy dabeihaben, hilft es, sie darauf vorzubereiten, dass andere eines mitbringen könnten – und gemeinsam zu überlegen, wie sie sich dennoch eingebunden fühlen.

Denn ob mit oder ohne Smartphone: Was bleibt, sind die echten Erlebnisse. Und manchmal zeigt sich gerade im Verzicht, wie viel möglich ist – ganz ohne Bildschirm.

Tipps für Eltern

  • Vor dem Lager das Gespräch mit der Lagerleitung suchen, wenn der Umgang mit digitalen Medien nicht bereits kommuniziert wurde.
  • Kinder vorbereiten: erklären, warum bestimmte Regeln gelten oder das Handy zu Hause bleibt. Alternativen aufzeigen, um sich nicht ausgeschlossen zu fühlen.
  • Vertrauen schenken, erreichbar bleiben – aber ohne ständigen Kontakt. Selbstständigkeit braucht Freiraum.
  • Offline-Alternativen fördern, etwa durch Postkarten oder ein Tagebuch für Erlebnisse.
  • Austausch mit anderen Eltern suchen, um eine gemeinsame Haltung zu finden.
  • Nach dem Lager gemeinsam reflektieren: Was war schön, was schwierig, was könnte nächstes Mal anders laufen?

Jugend und Medien

Zürioberland24/gg