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29.05.2025

Ustermer Stadtrat für Autobahnanschluss Wetzikon

Der Stadtrat Uster gewichtet die Interessen der Stadt Uster höher als jene von Wetzikon, die keinen Autobahnanschluss Wetzikon will. (Archivbild)
Der Stadtrat Uster gewichtet die Interessen der Stadt Uster höher als jene von Wetzikon, die keinen Autobahnanschluss Wetzikon will. (Archivbild) Bild: Screenshot Youtube-Video ASTRA
Derzeit prüft das ASTRA mehrere Varianten für die Lückenschliessung der Oberlandautobahn. Dabei steht auch ein Autobahnanschluss in Wetzikon zur Diskussion. Dieser hätte zwar markante Nachteile für Wetzikon, doch der Stadtrat von Uster gewichtet die Eigeninteressen höher.

Zwischen Uster und Hinwil ist die Autobahn A15, die das Zürcher Oberland an die A1 und A3 anbindet, unterbrochen. Der Verkehr rollt auf dem nachgelagerten Strassennetz der Region. Mit der Lückenschliessung soll das heute fehlende Stück der Autobahn A15 gebaut werden, es entsteht eine durchgehende Oberlandautobahn (OAB). 

Die bereits vorliegenden Plangrundlagen für die vom Kanton festgelegte Richtplanvariante wurden inzwischen an die gültigen Vorgaben und Normen des ASTRA angepasst. Das Richtplanprojekt sieht eine grossräumige Umfahrung Wetzikons über Grüt/Gossau ZH bis zur Verzweigung Ottikon ZH und von dort weiter auf der Forchstrasse bis zum Betzholz-Kreisel (Verzweigung Hinwil) vor.

Ebenfalls geprüft werden Varianten der Linienführung im Aathal mit einem höheren Tunnelanteil. Darüber hinaus hat das ASTRA die Datengrundlage zum Verkehr erweitert und verfeinert und auch eine Variante «Tunnel tief» erarbeitet. Diese unterfährt die Moorgebiete zwischen Wetzikon und  dem Betzholz-Kreisel im darunterliegenden Felsen.

Variantenwahl verschiebt sich

Für einen allfälligen Bau dieser Variante muss allerdings noch der Nachweis des Moorschutzes erbracht werden. Bis Ende August 2024 fanden dafür 43 Sondierbohrungen auf einer Gesamtlänge von rund 2,2 Kilometern statt. Dabei wurden Zusatzbohrungen nötig, weil sich die Geologie anders präsentierte als angenommen. Deshalb verschiebt sich die Wahl der Variante um etwa ein Jahr und wird im Laufe des Jahres 2026 erwartet.

Neue Variante «Tunnel tief lang»

Aus verkehrlichen Gründen prüft das ASTRA zudem neu auch eine Variante «Tunnel tief lang» mit einem Tunnel direkt vom Anschluss Uster-Ost bis zum Betzholz-Kreisel. Der Verzicht auf den Anschluss Wetzikon würde die Stadt Wetzikon besser vom Verkehr entlasten als Varianten mit einem 
Anschluss. Deshalb hat das ASTRA vom November 2024 bis April 2025 für diese Variante weitere Sondierbohrungen vorgenommen. 

Am 13. Dezember 2024 wurde die Stadt Uster im Rahmen eines Standortgesprächs durch das ASTRA informiert, welche Auswirkungen ein Verzicht des Anschluss Wetzikon für die Uster mit sich bringen würde. Es wurde sodann darum gebeten, bis Ende Mai Stellung zur Frage zu nehmen, 
welche Variante die Stadt Uster bei einem Entscheid zwischen der Variante «Tunnel tief» mit einem Anschluss Wetzikon und der Variante «Tunnel tief lang» ohne einen Anschluss Wetzikon bevorzugen würde.

Anschluss Wetzikon hätte Sorgwirkung auf Wetzikon

Im Rahmen des Standortgesprächs wurde aufgezeigt, dass die Lückenschliessung der Oberlandautobahn grossräumig betrachtet hinsichtlich Verkehrsfluss vorwiegend positive Auswirkungen auf das Strassennetz hätte. «Die verkehrlichen Grundlagen für die Lückenschliessung der Oberlandautobahn durch das ASTRA zeigen gleichzeitig, dass ein Anschluss Wetzikon eine Sogwirkung hätte und viel Verkehr aus der Region anziehen würde, der auf dem nachgelagerten Strassennetz der Stadt Wetzikon nur schwerlich abzuwickeln wäre», schreibt der Stadtrat in seiner Mitteilung. «Es ergeben sich Fragen hinsichtlich Verträglichkeit und Umsetzbarkeit. Mit dem Verzicht auf einen Anschluss Wetzikon könnten deshalb im nachgelagerten Strassennetz nachhaltigere verkehrliche Entlastungen erzielt werden.»

Aus diesen Gründen werden nun Varianten ohne einen Anschluss Wetzikon geprüft. Bei dieser Variante würde ein direkt vom Anschluss Uster-Ost bis zum Betzholz-Kreisel verlaufender Tunnel gebaut. Neben dem Anschluss Wetzikon würde auch das Viadukt im Aathal wegfallen.

Die Stadt Wetzikon hat bereits kommuniziert, dass aus ihrer Sicht auf einen Anschluss Wetzikon verzichtet werden soll (wir berichteten). Der Stadtrat Wetzikon spricht sich nachdrücklich für die neue Grundvariante «Tunnel tief lang» aus. Mit einem langen Tunnel direkt vom Anschluss Uster-Ost bis zum Betzholz Kreisel ergäben sich mehr Spielräume bei der Linienführung und so eine bessere Berücksichtigung der Geologie sowie der Aspekte des Moor- und Landschaftsschutzes.

Auswirkungen für Uster

Die Verkehrslenkungsstudie des ASTRA zeige auf, dass durch die Lückenschliessung für Uster voraussichtlich eine deutliche Entlastungswirkung eintreten wird, dies unabhängig von der Frage, ob ein Anschluss Wetzikon realisiert werde. Allerdings würden sich insbesondere für den Autobahnanschluss Uster-Ost unterschiedliche Einzugsgebiete ergeben. Die Studie zeigt gemäss Mitteilung des Stadtrats Uster lokalen Auswirkungen.

Für Oberuster ergibt sich gemäss der Studie eine deutliche Reduktion des Verkehrs sowohl auf der Sulzbacher- wie auch auf der Aathalstrasse. Dabei zeige sich auf der durch das Aathal führenden Achse bei der Variante mit Anschluss Wetzikon eine mehrfach höhere Entlastung (minus 90 %) als 
bei einem Verzicht des Anschlusses Wetzikon (minus 35 %).

Gemäss Studie ist mit einer Verlagerung des Verkehrs auf die Nationalstrasse via die Anschlüsse Ottikon und Betzholz zu rechnen, wodurch die Achse Gossau-Bertschikon-Sulzbach entlastet würde. Die Frage des Anschlusses Wetzikon habe auch auf der Sulzbacherstrasse ein Einfluss auf den Entlastungsgrad, allerdings eine etwas Geringere (mit Anschluss Wetzikon: minus 60 %; ohne Anschluss Wetzikon: minus 50 %).

Die Oberlandautobahn bewirke gemäss Studie Routenwahländerungen des Quell-/Zielverkehrs in Wermatswil: Mehr Fahrten würden in Richtung Anschluss Uster-Nord erfolgen, zudem eine Verkehrsabnahme in Richtung Pfäffikon ZH. Der Anschluss Wetzikon wirke sich verkehrlich dadurch aus, dass Verkehre aus dem Raum Bäretswil/Kempten vermehrt den Anschluss Wetzikon aufsuchen würden und dadurch die Verbindung über Pfäffikon ZH zum Anschluss Uster-Nord entlasten würden.

Ausserdem würde die Oberlandautobahn eine Routenwahländerung des Quell- und Zielverkehrs in Nänikon bewirken. Es würden mehr Fahrten in Richtung Anschluss Uster-West erfolgen, und es findee eine Verkehrsabnahme in Richtung Niederuster/Riedikon statt. Der Anschluss Wetzikon wirke sich verkehrlich in Nänikon nicht aus. 

Gemäss Studie sei mit einer Verlagerung des Verkehrs auf die Nationalstrasse via die Anschlüsse Ottikon ZH und Betzholz zu rechnen, wodurch die Achse Esslingen-Mönchaltorf-Riedikon-Uster-West entlastet werde. Die Frage eines Anschlusses Wetzikon wirke sich verkehrlich in Riedikon kaum aus.

Die Lückenschliessung der Oberlandautobahn bewirkt gemäss der Studie eine teilweise Verlagerung des Durchgangsverkehrs auf die Nationalstrasse. Davon profitiere auch die Stadt Uster, u.a. auf der Achse Gossau–Sulzbach–Oberuster. Auch verbessere sich für Uster die Erschliessungsqualität ostwärts in Richtung Rapperswil/Chur, so der Stadtrat von Uster. Westwärts (mit Richtung Brüttisellen/Zürich) würden sich gegenüber heute kaum Veränderungen ergeben.

«Uster ist mit drei Autobahnanschlüssen sehr gut an die Nationalstrasse angebunden. Betreffend der Frage eines Anschlusses Wetzikon ergibt sich auf der Aathalstrasse eine deutlich höhere Entlastung bei einem Bau des Anschlusses», so der Stadtrat. Primär sei davon allerdings das Aathal betroffen,  da der Anschluss Uster-Ost ausserhalb des Siedlungsgebiets von Uster liegt. «Allerdings ergibt sich auf der Sulzbacherstrasse durch den Bau des Anschlusses Wetzikon ebenfalls eine leicht höhere Entlastung, wovon Sulzbach und ein Teil von Oberuster profitieren würde.»

Uster will eigene Interessen höher gewichten

Die in der Studie aufgezeigten Auswirkungen auf das nachgelagerte Strassennetz in Wetzikon seien zwar ebenfalls nachvollziehbar und stellten ohne Zweifel eine Herausforderung dar. «Der Stadtrat von Uster ist aber gehalten, die Interessen der Bevölkerung der Stadt Uster höher zu gewichten. In der Abwägung ergibt sich deshalb für den Stadtrat, dass er sich aufgrund der grösseren Entlastungswirkung für die Ustermer Bevölkerung für die Variante «Tunnel tief» mit einem Anschluss Wetzikon ausspricht.»

Der Vollständigkeit halber bleibe anzumerken, dass der Entscheid für die Variante «Tunnel tief» nicht als grundsätzliche Zustimmung zum Bauvorhaben Oberlandautobahn zu verstehen sei.

Aufmerksamkeit für SBB-Querung Aathalstrasse

Unbefriedigend sei der Stand der Überlegungen betreffend der SBB-Querung Aathalstrasse. Der von der Stadt Uster erarbeitete STEK-Ergänzungsbericht zeige auf, dass für die Frage, ob an dieser Stelle eine Unterführung der Kantonsstrasse sinnvoll wäre oder nicht, die zur Verfügung stehenden Unterlagen noch keine Aussage erlauben.

Das in der Verkehrslenkungsstudie genannte Zahlenmaterial scheine diesbezüglich ebenfalls noch nicht belastbar zu sein, insbesondere werde verkannt, dass sich die Barriere-Schliesszeiten an dieser Stelle mit der geplanten Taktverdichtung im Rahmen der S-Bahn 2G von rund 28 Minuten auf rund 40 Minuten erhöhen werde.

«Der Stadtrat bittet die zuständigen Stellen von Bund und Kanton nachdrücklich, dieser Fragestellung bei der Weiterbearbeitung des Projektes ebenfalls die nötige Aufmerksamkeit zu schenken.»

Uster24/bt