Leben von eigener Hände Arbeit
Wie aber werden Höfe noch bestehender Klöster geführt? Mönche oder Schwestern legen im Stall und auf dem Feld kaum mehr selbst Hand an. Als gängige Praxis hat sich eine Verpachtung der Betriebe durchgesetzt. So wird der Hof der Zisterzienserinnen-Abtei Mariazell vom Pächter-Ehepaar Gügler geführt und der Klosterhof Seedorf, der früher zum Urner Benediktinerinnenkloster St. Lazarus gehörte, von der Pächterfamilie Arnold.
Der Klosterhof Salaplauna ist Eigentum des Benediktinerklosters Disentis und wird seit 2009 vom Pächterehepaar Nicole und Pascal Scheuber geführt, während das Kloster Einsiedeln ganze 25 Betriebe unter Pacht hat.
Auch der Landwirtschaftsbetrieb des Klosters Fahr in Würenlos im Kanton Aargau hat seit einigen Jahren einen Pächter. Doch selbst wenn die Benediktinerinnen nur noch bei der Weinlese mithelfen, sagt Priorin Irene: «Unser Landwirtschaftsbetrieb ist heute näher an uns Schwestern gerückt als in den Jahren, in denen das Kloster ihn selbst bewirtschaftet hat.»
Gegründet wurde das Frauenkloster, welches in einem grünen Dreieck zwischen der Limmat und der Autobahnverzweigung Limmattalerkreuz eingebettet ist, im Jahr 1130. Es war als bäuerliches Kloster konzipiert, dessen Land seinen Bewohnerinnen als Lebensgrundlage dienen sollte. In der Benediktsregel ist nämlich festgelegt, dass die Schwestern von ihrer Hände Arbeit leben sollen.
Als Priorin Irene 1986 ins Kloster Fahr eintrat, wurde der landwirtschaftliche Bereich noch vom Kloster geführt. Geleitet wurde der Hof vom Propst des Klosters Einsiedeln, dem das Frauenkloster angegliedert ist. Bei der Versorgung der 40 Milchkühe und der Schweine, der Bestellung des Ackerlandes, der Obstanlage und der Reben waren jedoch vor allem weltliche Angestellte involviert. Auf der Lohnliste standen etwa ein Melker, ein Traktorführer, ein Kellermeister und Lernende. «Wir Schwestern halfen in der sogenannten Feldgruppe beim Heuen oder der Obstlese», erzählt Priorin Irene.
Was vom Ertrag den Eigenbedarf überstieg, wurde an weltliche Abnehmer verkauft, beispielsweise Milch und Getreide. «An der Klosterpforte stand jeweils eine Kanne, aus der unsere Nachbarn Milch schöpfen konnten – der Zahlbetrag wurde im Milchbüchlein notiert», erinnert sich die Klostervorsteherin.