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Schweiz
01.05.2025

Frauen vom Land stärken ihre Rolle

Delegiertenversammlung des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbands.
Delegiertenversammlung des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbands. Bild: LID
An der 94. Delegiertenversammlung des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbandes SBLV wurde klar: Bildung, Engagement und Zusammenhalt sind zentrale Pfeiler für die Zukunft der Frauen im ländlichen Raum. Präsidentin Anne Challandes rief dazu auf, Verantwortung zu übernehmen, sich zu vernetzen – und den eigenen Anliegen Gehör zu verschaffen.

Mit einer kraftvollen Rede hat Anne Challandes, Präsidentin des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbandes SBLV, die 94. Delegiertenversammlung in Bern eröffnet. Im Zentrum ihrer Ansprache stand die Präsenz und Mitgestaltung durch die Frauen im ländlichen Raum – unter dem Leitsatz «gemeinsam.kompetent.engagiert.».

Starkes gemeinsames Fundament

«Wir sind für euch da – für alle Frauen vom Land», sagte Challandes und erinnerte daran, wie vielfältig die Lebensrealitäten von Bäuerinnen und Landfrauen sind – und wie stark ihr gemeinsames Fundament. Die Stärke des SBLV liegt im Miteinander: Als einer der grössten Frauendachverbände der Schweiz verschafft er den Anliegen von Frauen im ländlichen Raum Gehör – bis in die Politik hinein.

Weiterbildung für öffentliches Engagement

Besonderes Augenmerk legt die Präsidentin auf Bildung und Teilhabe. Mit der Ausbildung zur Bäuerin, gezielten Weiterbildungsangeboten und neuen Lehrgängen für politisches und öffentliches Engagement stärkt der Verband die Kompetenzen seiner Mitglieder.

Anne Challandes rief dazu auf, sich zu engagieren: Für eigene Anliegen und im Sinne der Solidarität mit anderen. «Engagement erfordert Mut, Willensstärke, Entschlossenheit und Durchhaltevermögen – es bringt ein Gefühl der Zugehörigkeit mit sich und einen Gemeinschaftssinn, der stärkt», sagte sie. Der Appell zum Schluss war klar: Mitglied werden, sich einbringen, gemeinsam gestalten.

Mit diesen Worten erklärte sie die Delegiertenversammlung offiziell für eröffnet und bekräftigte: «Gemeinsam, kompetent, engagiert. Wir, die Frauen vom Land, gehen unseren Weg weiter – mit euch.»

Bildung im Wandel – Kompetenz sichern und erweitern

Ein zentrales Thema der Versammlung war die Bildung. Jeanette Zürcher-Egloff, Präsidentin der Bildungskommission, stellte die laufende Revision der Ausbildung zur Bäuerin beziehungsweise zum bäuerlichen Haushaltsleiter vor. 680 Personen hatten sich an der Umfrage zur Revision beteiligt und über 1’800 Rückmeldungen zu Modulinhalten gegeben. Nun werden neue Qualifikationsprofile entwickelt und die Modulinhalte überarbeitet. Dazu wird eine Arbeitsgruppe eingesetzt. 

Wichtig sei, betonte Zürcher-Egloff, dass zentrale Kompetenzen wie Ernährung und Hauswirtschaft nicht vernachlässigt würden. Die steigende Zahl an Absolvierenden – 267 im Jahr 2024 gegenüber 244 im Vorjahr – unterstreicht die Relevanz der Ausbildung.

Ernährung, Hauswirtschaft – und Sichtbarkeit

Dass Hausarbeit weit über Kochen und Putzen hinausgeht, unterstrich Rahel Brütsch, Leiterin der Kommission Ernährung und Hauswirtschaft. Sie betonte, dass Hausarbeit ein gesellschaftlich relevantes Thema sei – mit Auswirkungen auf Finanzen, Umwelt und Lebensqualität. Die Zusammenarbeit mit der «Schweizer Familie» habe im vergangenen Jahr geholfen, diese Themen bei einem breiten Publikum sichtbarer zu machen.

Ein grosser Erfolg sei auch die Onlinepräsenz bei Swissmilk: Die 272 Landfrauen-Rezepte wurden rund 4 Millionen Mal angeklickt. Für 2026 ist gemeinsam mit dem Magazin «Landliebe» des Ringier-Verlags ein neues Kochbuch geplant.

Der Vorstand des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbands mit den neuen Mitgliedern: Jeanette Zürcher-Egloff, Virginie Bugnon, Rahel Brütsch, Nicole Maurer-Walder, Jenny Grin, Caroline Maudonnet, Doris Marti, Anne Challandes, Gabi Schürch-Wyss und Sabine Bosshard. Bild: LID

Politisches Engagement für gerechtere Rahmenbedingungen

Anne Challandes präsentierte für den Fachbereich Agrarpolitik die Arbeit zu verschiedenen politischen Dossiers. Wichtige Themen sind und waren der Versicherungsschutz für Ehepartnerinnen und -partner in der Landwirtschaft, die Teilrevision des bäuerlichen Bodenrechts und Verbesserungen im Fall einer Scheidung. Im Rahmen der Arbeiten an der Agrarpolitik 2030 ist der SBLV Teil der Begleitgruppe des Bundesamtes für Landwirtschaft BLW und bringt auch Überlegungen zur Rolle der Frauen in der Landwirtschaft aktiv ein.

Hilfe, wenn es schwierig wird – Sozialpolitik im Fokus

Gabi Schürch, verantwortlich für den Fachbereich Familien- und Sozialpolitik, berichtete von Arbeit der Plattform «Hilfe und Unterstützung». 27 Anrufe gingen im vergangenen Jahr ein, seit Januar 2025 bereits 17 – viele davon zu Themen wie Trennung, Hofübergabe, Generationenkonflikte oder Überlastung. Für Gabi Schürch ein Zeichen, dass die Arbeit fruchtet und Hilfe frühzeitig in Anspruch genommen wird.

Die neue Zusammenarbeit mit dem Dachverband Schweizerischer Gemeinnütziger Frauen SGF im Bereich Burnout-Prävention soll die Reichweite bei dieser Thematik noch ausbauen. Mit dem Projektantrag «Burnout 2.0» beim BLW hofft der SBLV, die Arbeit in diesem Bereich vertiefen zu können.

«Wir gestalten die Zukunft» – der modulare Lehrgang zeigt Wirkung

Geschäftsführerin Kathrin Bieri-Straumann stellte den modularen Lehrgang «Wir gestalten die Zukunft – kompetent, engagiert, vernetzt» vor. 76 Frauen nahmen an mindestens einem der sieben Module teil.  Teilnehmerin Lisa Studer brachte es auf den Punkt: «Wir konnten unsere Kompetenzen schärfen, Erfahrungen austauschen, den eigenen Auftritt verbessern – und den inneren Kritiker zum Schweigen bringen.» Viele der Absolventinnen übernehmen heute Führungsrollen oder engagieren sich politisch.

LID/gg