Politik (noch) im Rückwärtsgang
Dabei gäbe es Lösungen. Die Agrarpolitik 2030+ könnte eine Wende einleiten. «Allerdings gibt es einen Rückwärtsgang in der Politik», kritisiert Maya Graf. «Ökologie und Produktion gegeneinander auszuspielen ist nicht zukunftsfähig – Brot und Blumen gehören zusammen», plädiert sie.
Dass die Politik mehr an einem Strick und in die gleiche Richtung zieht, das wünscht sich auch Christian Schmutz vom Hofteam: «Ich wünsche mir, dass die Politik Lösungen findet und Möglichkeiten schafft, bei denen alle mitmachen, damit wir als gesamte Landwirtschaft funktionieren und den Nachhaltigkeitspfad – und zwar ökologisch, wirtschaftlich und sozial – konsequent beschreiten können.»
Dazu gehört laut Stephan Gysi vom Rinderbrunnen-Hofteam auch eine Vereinfachung im Bereich der finanziellen Unterstützung für innovative Projekte. Fördermittel für entsprechende Projekte würden oft an bürokratischen Hürden scheitern.
«Es gibt zwar viele Fördertöpfe – die haben in der Regel aber enorm rigide Richtlinien und Kriterien, die man erfüllen muss, damit man finanzierungsfähig wird und die Anträge sind immer hochkomplex», erklärte er. So würde Innovation von Bürokratie ausgebremst. «Da würde ich mir mehr niederschwellige Finanzierungsmöglichkeiten wünschen – ohne 7’000 Richtlinien, die man erfüllen muss», so Stephan Gysi.
Und auch Luzia Götz, die auf dem Hof Rinderbrunnen unter anderem für den Gemüsebau verantwortlich ist, hat klare Forderungen an die Politik und die Gesellschaft: «Ich würde mir wünschen, dass man das Augenmerk mehr auf Qualität und nicht auf Masse legen würde», sagte sie.
Der Anspruch, Schweizerinnen und Schweizer müssten günstige Lebensmittel haben, sei daneben. So brauche es unter anderem einen besseren Lebensmittelpreis. «Unser Essen macht nur noch 6 Prozent des Warenkorbs aus – das ist absurd», so die junge Frau.
Wenn das Produkt und die Arbeit wieder über den Preis wertgeschätzt würden, dann würde die Landwirtschaft auch wieder ein attraktiver Arbeitsort werden, meinte Luzia Götz überzeugt: «Es ist ein schöner Beruf, aber wenn man davon nicht leben kann, bleibt man nicht in der Landwirtschaft oder fängt gar nicht erst an.»