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Natur & Umwelt
25.12.2024
24.12.2024 12:22 Uhr

Ein schwieriges Jahr für die Schweizer Landwirtschaft

Sonne war im Frühling rar – das beeinträchtigte das Wachstum der Pflanzen.
Sonne war im Frühling rar – das beeinträchtigte das Wachstum der Pflanzen. Bild: LID
Das Jahr 2024 stellte die Schweizer Landwirtschaft vor grosse Herausforderungen: Von nassen Feldern und Pilzbefall im Gemüsebau über Rekordernten und Preisdruck im Obstbau bis hin zu Konkurrenzkämpfen im Holz- und Pilzmarkt. Während innovative Lösungen und Anpassungsstrategien gesucht werden, bleibt der Fokus auf Qualität, Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit zentral.

Das Landwirtschaftsjahr 2024 war für die Obstproduzentinnen und Obstproduzenten in der Schweiz ein herausforderndes, aber zugleich ertragreiches Jahr. Insbesondere die Witterungsbedingungen sowie der fehlende Schutz der Kulturen prägten Pflege, Ernte und Qualität der Früchte. Chantale Meyer, Marketing- und Kommunikationsleiterin beim Schweizer Obstverband SOV, erklärt: «2024 war für die Produzentinnen und Produzenten von Tafelobst ein herausforderndes Jahr – teilweise litten die Früchte unter dem nassen Wetter oder wurden durch Schädlinge bedroht dennoch konnten überdurchschnittliche Mengen geerntet werden.»

Tafelobst: Höhere Erntemengen und Qualität

Die Erntemengen bei Tafeläpfeln und Tafelbirnen lagen 2024 über den Erwartungen. Besonders hervorzuheben ist der hohe Anteil an Kaiser Alexander bei den Birnen, wodurch das Ziel von 11’000 Tonnen per Ende Oktober übertroffen wurde. Auch bei den Äpfeln sind die Lagerbestände grösser als im Vorjahr, was die Konsumentinnen und Konsumenten mit einem breiten Sortiment erfreut. «Voraussichtlich wird die Ernte 2024 bis zur neuen Ernte reichen», betont Chantale Meyer.

Steinobst: Grosse Mengen, aber Herausforderungen bei der Haltbarkeit

Das nasse Wetter stellte insbesondere bei Kirschen eine Herausforderung dar. «Die Pflege der Kulturen war sehr anspruchsvoll und die Wetterbedingungen hatten einen negativen Einfluss auf die Haltbarkeit der Kirschen nach der Ernte», erklärt Chantale Meyer. Trotz der Schwierigkeiten lag die Aprikosenernte 14 Prozent über dem Fünfjahresdurchschnitt und bei den Zwetschgen wurden rekordverdächtige Mengen eingefahren – 25 Prozent mehr als die zweite Ernteschätzung. Dies führte jedoch zu grossen Lagerbeständen und einem hohen Preisdruck sowie grössere Abschreibungen im Handel.

Dieses Jahr dürfen sich die Konsumentinnen und Konsumenten an einem breiten Sortiment von Äpfeln erfreuen – die Lagerbestände sind grösser als im Vorjahr. Bild: LID

Beeren: Stabile Erntemengen, aber hoher Schutzaufwand

Mit einer Gesamtmenge von 10’781 Tonnen lag die Beerenernte 2024 fast auf dem Niveau des Fünfjahresdurchschnitts. Während Erdbeeren aufgrund der wechselhaften Wetterbedingungen etwa zwei Prozent unter dem Durchschnitt blieben, stiegen die Erntemengen bei Himbeeren und Heidelbeeren um fünf beziehungsweise zehn Prozent. Chantale Meyer vom SOV verweist jedoch die Herausforderungen durch die Kirschessigfliege: «Diese hat grosse Schäden bei Heidelbeeren, Himbeeren, Brombeeren und Erdbeeren angerichtet – in mehreren Betrieben musste die Ernte von spätreifenden Sorten frühzeitig beendet werden.»

Und der Schutz vor Pilzkrankheiten war insbesondere im Freiland bei den Erdbeeren schwierig, da die Felder aufgrund der hohen Niederschläge oft nicht befahrbar waren.

Mostobst: Grossernte, aber niedriger Zuckergehalt

Das Jahr 2024 war für Mostobst besonders ertragreich. «In den Mostereien des Ernteausgleichssystems wurden dieses Jahr 77’280 Tonnen Mostäpfel und 13’176 Mostbirnen geerntet – deutlich mehr als geschätzt», berichtet Chantale Meyer. Die hohe Erntemenge ist auf eine gute Befruchtung im Frühling und optimale Wasserversorgung zurückzuführen. Der Oechslegehalt der Früchte lag aufgrund der geringeren Sonnenstunden jedoch unter dem Durchschnitt der letzten vier Jahre.

Klima, Pflanzenschutz und Schädlingsdruck

Ein zunehmendes Problem bleibt der Schutz der Kulturen. «Die Situation wird zunehmend schwieriger, weil bewährte Wirkstoffe wegfallen und dadurch öfter mit denselben – in der Regel schlechter wirkenden Wirkstoffen – behandelt werden muss», erklärt Chantale Meyer und ergänzt: «Das verteuert die Produktion und erhöht das Risiko von Ertragsausfällen.» Die nassen Bedingungen begünstigten zudem Pilzkrankheiten wie Botrytis, Schorf und Mehltau, insbesondere bei extensiv gepflegten Baumbeständen. «Die Nässe führt häufiger zu Pilzkrankheiten und der Schutz der Kulturen wird deutlich aufwändiger», erläutert Chantale Meyer. Gleichzeitig begünstigen die steigenden Temperaturen das Auftreten neuer invasiver Schädlinge, für die es oft keine natürlichen Gegenspieler gibt.

Entwicklung des Anbaus und Marktsituation

Die Anbauflächen und Anzahl Betriebe blieben 2024 weitgehend stabil. Laut Chantale Meyer ist aber ein leichter Trend hin zu resilienteren Apfelsorten bei der Remontierung im Kernobst erkennbar.

Bei den Preisen zeigte sich ein differenziertes Bild: Während der grosse Preisdruck beim Steinobst nur durch intensive Handelsaktivitäten abgefedert werden konnte, verlief das Beerenjahr ausgeglichen. Die Vermarktung der hohen Kernobstlagerbestände wird die Handelspartner in den kommenden Monaten jedoch fordern.

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LID/gg