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Natur & Umwelt
24.07.2024
24.07.2024 08:58 Uhr

Grüner Daumen und starke Nerven: Der Weg zur Gemüsegärtnerin

Solène Luder im Pak-Coi-Feld.
Solène Luder im Pak-Coi-Feld. Bild: LID
Solène Luder steht kurz vor dem Abschluss ihrer Ausbildung zur Gemüsegärtnerin. Mit den Abschlussprüfungen hinter sich und einem geplanten berufsbegleitenden Berufsmaturjahr vor sich, blickt sie auf eine vielseitige und herausfordernde Lehrzeit zurück. An ihrem Beruf schätzt sie vor allem die Sinnhaftigkeit und die Arbeit im Freien.

Die Ausbildung zur Gemüsegärtnerin dauert drei Jahre und bietet die Möglichkeit, den Ausbildungsbetrieb nach der Hälfte der Zeit zu wechseln. Solène Luder betont, dass dies eine einzigartige Flexibilität in der Berufsausbildung darstellt: «Soweit ich weiss, ist das der einzige Lehrberuf, der die Möglichkeit bietet, mitten in der Ausbildung und auch mitten im Jahr den Betrieb zu wechseln – man kann, muss aber nicht», erklärt sie. Es gibt aber auch die Möglichkeit, wie bei den Landwirtinnen und Landwirten in jedem Jahr den Betrieb zu wechseln.

Verschiedene Erfahrungen auf unterschiedlichen Betrieben

In Solène Luders Klasse haben weniger als die Hälfte der Auszubildenden den Betrieb gewechselt. Für sie selbst war es jedoch wichtig, verschiedene Erfahrungen auf unterschiedlichen Betrieben zu sammeln. «Es gibt so viele Unterschiede zwischen den Betrieben – ob biologisch oder konventionell angebaut wird, aber auch die Grösse sowie die örtlichen Begebenheiten des Betriebs machen einen Unterschied», fügt sie hinzu.

Solène Luder kontrolliert die Gurken. Bild: LID

Ein Sprung ins Ungewisse

Solène Luders Weg zur Gemüsegärtnerin war nicht geradlinig. Nach einem Jahr Gymnasium entschied sie sich, verschiedene Berufe durch Schnupperlehren kennenzulernen. «Ich wollte arbeiten, draussen sein und mich bewegen», erinnert sie sich. Nach einem Hauswirtschaftsjahr auf einem Betrieb, der auch Gemüsebau betrieb, entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Gemüseproduktion.

Trotz fehlender Vorkenntnisse entschied sie sich, die Ausbildung zur Gemüsegärtnerin zu beginnen. «Da ich aber keine Vorkenntnisse im Gemüsebau hatte, war es für meine Umfeld auch ein bisschen auch eine Überraschung, als ich verkündet habe, dass ich Gemüsegärtnerin lernen will», sagt sie.

Farbig, luftig, aber nicht immer einfach

Gemüsegärtnerinnen und Gemüsegärtner sind von der Bodenbearbeitung über die Aussaat und Pflege bis hin zur Ernte für die gesamte Gemüseproduktion verantwortlich. Sie kultivieren das Gemüse in Gewächshäusern oder im Freien. Nach der Ernte bereiten sie das Gemüse für den Transport und Verkauf vor.

Die Arbeit im Freien ist für Solène Luder besonders attraktiv. «Es ist farbig und ich kann draussen sein», schwärmt sie, «es ist zwar streng, aber am Abend sehe ich, was ich geleistet habe und das ist schön.» Und der Beruf der Gemüsegärtnerin ist nicht nur erfüllend, sondern auch zukunftsträchtig: «Es ist ein Beruf mit Zukunft – wir produzieren Ernährung und man wird immer Arbeit haben», sagt Solène Luder.

Doch der Beruf bringt auch Herausforderungen mit sich. Solène Luder musste vieles selbst aufarbeiten und sich an die Arbeit in grossen Teams gewöhnen. «In der Hochsaison sind es bis zu 80 Angestellte auf dem Lehrbetrieb – das ist gewöhnungsbedürftig und da es viele ausländische Saisonarbeiter sind, ist manchmal auch die Kommunikation etwas schwierig», erklärt sie. Zudem muss sie sich als Frau in einem noch männlich dominierten Umfeld behaupten. «Als Frau muss man manchmal richtig zusammenbeissen», erzählt Solène Luder, «ab und zu spüre ich von anderen Leuten, dass sie das Gefühl haben, dass ich es nicht kann.»

LID/gg