Auf dem Europaplatz stand am 20. Juli 2024 ein Kinderwagen mit einer Bahnhofsuhr, gestellt auf fünf vor zwölf. In regelmässigen Abständen ertönte die Durchsage «Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Kind. Wir wünschen Ihnen angenehme zwei Wochen Urlaub. Bitte denken Sie daran, anschliessend wieder zu Ihrem gewohnten Arbeitsplatz zurückzukehren.»
Damit wurden Passanten auf die Problematik der heutigen Ausgestaltung und Dauer des Mutter- und Vaterschaftsurlaub hingewiesen.
«Schützt das patriarchalische Familienbild»
Das heutige System von zwei Wochen für Väter und 14 Wochen für Mütter schützt nach Meinung der JUSO die patriarchale Vormachtstellung und das bürgerliche Familienbild.
Es sei Fakt, dass nach einem Mutterschaftsurlaub die Mütter tendenziell für Jahre der Arbeitswelt fernbleiben und schwer wieder einen Einstieg finden würden. So würden Frauen nach hartem Kampf für die Gleichstellung trotzdem systematisch in die häusliche Dimension gezwungen, schreibt die JUSO in ihrer Mitteilung.
Die Erziehung eines Kindes sei nicht die alleinige Aufgabe der Mutter. Es sei die Aufgabe beider Elternteile, ein Kind zu erziehen und die damit einhergehende zusätzliche unbezahlte Care-Arbeit zu leisten. Deshalb seien zwei Wochen Vaterschaftsurlaub ein Affront gegenüber einer gleichgestellten Erziehungspraxis.