Als eine von zwei Frauen in der Solokategorie fährt Nicole Reist aus Fehraltorf nach ihren Siegen 2016, 2018 und 2022 zum vierten und definitiv letzten Mal mit – denn eigentlich ist sie bereits letzten Sommer vom Ultracycling-Sport zurückgetreten. Aber da ist noch diese eine, offene Geschichte, die Reist als Einzelprojekt trotz beendeter Karriere fertig schreiben will: Den internationalen Damen-Speedrekord von 1995 knacken. Wenn dies überhaupt möglich ist, dann nur, weil die Hochbautechnikerin und Extremsportlerin seit letztem Herbst erstmals als Halbprofi lebt, wie Kathrin Senn, Medienstelle von Ultracyclerin Nicole Reist schreibt.
Beste, ungeschlagene Ultracyclerin der Welt
Ultracycling – das ist Ausdauer-Radsport in Extremis und seit 2005 Nicole Reists Paradedisziplin: Strecken von mehreren tausend Kilometern werden dabei am Stück zurückgelegt sowie ganze Länder durchquert oder umrundet. Die Athleten sitzen dabei tagelang im Sattel, oft ganz ohne zu schlafen. Nicole Reist ist die beste Ultracyclerin der Welt, seit 2012 ungeschlagen. Doch letzten Sommer hatte sie genug. Genug davon, jede Nacht um 2 Uhr aufzustehen, um neben einer Vollzeitstelle als Hochbautechnikerin noch 40 bis 50 Stunden pro Woche zu trainieren. Genug davon, zugunsten des Velofahrens auf jede Geburtstagseinladung zu verzichten. Kurz, genug davon, dem Sport alles – wirklich alles – unterzuordnen. Sie trat zurück. Und bekam nur wenige Wochen darauf die Chance, den Leistungssport nochmals ganz neu zu erleben: Als Halbprofi. Was vorher nie möglich schien, klappte plötzlich: Mehr Sponsorengelder, Reduktion des Arbeitspensums auf 60 Prozent und die Zusammenarbeit mit einem neuen Trainer, der statt auf unendlich lange Einheiten vermehrt auf mehrere, intensivere, dafür kürzere setzt. Trotz viel Training bleibt dank dem reduzierten Arbeitspensum also mehr Zeit für die so wichtige Erholung und das Sozialleben. Nicole Reist wollte nochmals wissen, was unter diesen Umständen möglich ist – und hängt ihrer bereits abgeschlossenen Karriere deshalb noch ein sehr ambitioniertes Einzelprojekt an.