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Illnau-Effretikon
22.04.2024
22.04.2024 22:04 Uhr

Baustopp in der Kirche Kyburg

Die Kirche in Kyburg.
Die Kirche in Kyburg. Bild: refilef.ch
Die Kirchenpflege wollte die Kirche Kyburg temporär als «Kirche am Weg» umgestalten. Nach einer Anzeige wurden die Arbeiten gestoppt.

Die Kirchenpflege hat am 20. Februar 2024 beschlossen, die Kirche Kyburg temporär als «Kirche am Weg» umzugestalten. Dafür sollten die Kirchenbänke demontiert und eingelagert werden, ein Raumtrenner aus Stoff sowie eine LED-Installation an den Fenstern installiert werden.

Ein Baugesuch wurde nicht gestellt, da die Kirchenpflege davon ausging, dass dieses bei einer temporären Umgestaltung nicht nötig sei. Nach einer Anzeige wurden die Arbeiten gestoppt und sind derzeit eingestellt.

«Es war und ist nicht die Absicht der Kirchenpflege, gegen geltendes Recht zu verstossen», schreibt die Reformierte Kirche Illnau-Effretikon in ihrer Mitteilung. Die Kirchenpflege sei vielmehr der Ansicht, dass das Vorhaben nicht bewilligungspflichtig sei. Sie werde die zur Verfügung stehenden Rechtsmittel zur Klärung prüfen.

Keine Einweihung am 12. Mai

Vor diesem Hintergrund erscheine es unwahrscheinlich, dass die für den 12. Mai 2024 geplante Einweihung wie vorgesehen stattfinden könne. Dennoch hoffe die Kirchenpflege nach wie vor, dass das Projekt «Kyburg – Kirche am Weg» nach den nötigen Klärungen umgesetzt werden könne.

«Die Kirche Kyburg, die nicht nur durch ihre Schönheit und historische Bedeutung einen Besuch wert ist, soll zu einem Ort werden, an dem Menschen zur Ruhe kommen und durch verschiedene Formen der Meditation eine zeitgemässe kontemplative Spiritualität erleben können.» Dabei sollen bewährte Elemente der Kirche Kyburg weitergeführt (Pilgerstätte, Gebetsbuch, Andachtshandreichungen), verbunden mit modernen Ansätzen wie z. B. der Zusammenarbeit mit netzkloster.ch, das unter Nutzung digitaler Medien Menschen auf dem Weg zu einer regelmässigen Meditationspraxis und einem kontemplativen Lebensstil unterstützen will. Kunstausstellungen sollen ebenfalls ein integraler Bestandteil sein.

Die Kirchenpflege hoffe und sei zuversichtlich, dass das Projekt «Kyburg – Kirche am Weg» so bald wie möglich der Bevölkerung zugänglich gemacht werde könne.

Schon einmal Anlass zur Diskussion

Bereits 1988 wollte man mit neuen Bänken und der Freilegung des Chores im Kircheninneren den Schritt von der musealen Kirche zum veränderbaren Gemeinschaftsraum tun.

Nachdem erste Gutachten der zürcherischen Denkmalpflege von der bestehenden Bestuhlung als einem «Kunterbunt aus verschiedenen Jahrhunderten» gesprochen und Umbauten in der vorgesehenen Form begrüsst und befürwortet hatten, folgte das Veto der kantonalen Denkmalpflege-Kommission. Sie gewichtete das Innere des Schutz-Objektes von kantonaler Bedeutung anders und attestierte Gestühl und Wandtäfer eine typologische und konstruktive Vielfalt, welche die alte reformierte Kirchenordnung zürcherischer Prägung spiegele und als einzigartiges Zeugnis zwinglianischer Orthodoxie und zürcherischer Volksfrömmigkeit unbedingt zu erhalten sei.

Ansichten gingen auseinander

Die unterschiedlichen Interessen und Ansichten von Denkmalpflege und Bauherrschaft wurden an einer ausserordentlichen Kirchgemeindeversammlung im Oktober 1984 diskutiert. In einer Abstimmung sprachen sich die Gemeindeglieder für den Ersatz der alten Bänke aus. Sie wünschten eine Bestuhlung, die auch ein längeres Verweilen darauf nicht zur Tortur werden lasse.

Die Denkmalpflege konnte nicht überzeugt werden. Weil auch der Kirchenrat die Gefolgschaft verweigerte und Finanzbeiträge nur in Aussicht stellte, wenn eine Renovation im Sinne des Gutachtens der Denkmalpflege-Kommission durchgeführt werde, war das Projekt zum Scheitern verurteilt.

Pfäffikon24/mb