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12.04.2024

Geplanter Radweg wirft Fragen auf

Zwischen Wetzikon und Hinwil plant der Kanton eine neue Radwegstrecke, wofür 10 000 m2 produktive Landwirtschaftsfläche gebraucht würden.
Zwischen Wetzikon und Hinwil plant der Kanton eine neue Radwegstrecke, wofür 10 000 m2 produktive Landwirtschaftsfläche gebraucht würden. Bild: z. V. g.
Der Kanton Zürich plant zwischen dem Ortsausgang Ettenhausen und Hinwil einen neuen kombinierten Fuss- und Radweg. Mehrere Parteien von Wetzikon und Hinwil sehen keinen Mehrwert darin. Eine Petition soll ihre Sicht untermauern.

Mit dem Bau des neuen Fuss- und Radwegs zwischen Ettenhausen und der Nachbargemeinde Hinwil soll eine Radweglücke geschlossen werden. Das kantonale Vorprojekt für die Schliessung dieser Lücke ist längst abgeschlossen, und der Streckenabschnitt ist im Velonetz des Kantons Zürich als Hauptverbindung eingetragen.

Der Kanton argumentiert, dass die Velofahrerinnen und Velofahrer von Wetzikon bis Dürnten nie die Strassenseite wechseln müssten. Zudem werde der Fahrfluss dank der geplanten Strecke so wenig wie möglich gestört.

Zwei zusätzliche LSA

Gleichzeitig mit der Schliessung der Radweglücke sollen an den beiden Knotenpunkten Erlosenstrasse und Kemptnerstrasse Lichtsignalanlagen (LSA) installiert werden. An den Kosten müsste sich die Stadt Wetzikon mit voraussichtlich 70'000 Franken beteiligen, auf die Gemeinde Hinwil würden 127'000 Franken entfallen.

«Die Lichtsignalanlage am Knoten Erlosenstrasse ist für die Stadt Wetzikon entscheidend und für das Gesamtkonzept der Strategie Strassennetz Wetzikon relevant», schrieb der Wetziker Stadtrat in seiner Mitteilung im Juli 2023. Denn die Erlosenstrasse werde heute als Schleich- und Umfahrungsroute der Zürcher- bzw. Rapperswilerstrasse genutzt und trage deshalb zur Verkehrsüberlastung im Zentrum von Oberwetzikon bei. Eine Kanalisierung des Verkehrs auf die Kantonsstrasse werde das Wetziker Zentrum entlasten. Der Stadtrat begrüsse in diesem Zusammenhang die Schliessung der Radweglücke. Auch sei es aus Sicht des Stadtrats erfreulich, dass die Einfahrt nach Ettenhausen sicherer gestaltet werde. Jedoch müssten gewisse Punkte im Projekt noch verbessert werden. Nach Ansicht des Stadtrats besteht beispielsweise keine zufriedenstellende Lösung, wie die Lichtsignalanlage am Knoten Erlosenstrasse den Verkehr zu Spitzenzeiten lenken soll. Zudem soll die Länge der Abbiegespuren zwischen den Knoten Erlosenstrasse und Kemptnerstrasse nochmals hinterfragt werden.

Am Knoten Erlosenstrasse und Kemptnerstrasse soll es zwei Lichtsignalanlagen geben. Bild: Stadt Wetzikon

15-Millionen-Projekt

Die Ausführungsarbeiten sollen ab Frühling 2026 starten, der Bau soll 15 Millionen Franken kosten. Dagegen wehren sich mehrere Parteien aus Wetzikon und Hinwil, namentlich EVP, SVP, Die Mitte, EDU und FDP, und haben dazu die Petition «Kein zweiter Radweg» gestartet. Ihr Argument: Es bestehe bereits eine tolle Veloverbindung zwischen Wetzikon und Hinwil, welche von Sportlern, Familien und Pendlern rege genutzt und geschätzt werde. Diese soll in das Velonetz integriert werden, wo nötig aufgewertet und vor allem deutlich besser ausgeschildert werden.

«Unnötig und unpraktisch»

Die Initianten der Petition wollten es genau wissen. Sie sind die Routen abgefahren und haben sie punkto Befahrbarkeit, Sicherheit und Schnelligkeit miteinander verglichen und einen detaillierten Bericht darüber erstellt. Ihr Fazit: Der neue Radweg ist unnötig und unpraktisch.

«Die bestehende Bächelacker-Route ist nicht nur sicherer, sie ist auch flüssiger befahrbar und ruhiger.»
Stefan Burch, Parlamentarier aus Wetzikon

Stefan Burch, Parlamentsmitglied von Wetzikon (EVP) und Radbegeisterter, erklärt: «Über die bestehende Route, die Bächelackerstrasse, existiert bereits eine ruhige und schnelle Verbindung. Zudem wäre die neue Radwegverbindung unpraktisch, weil über die neue Radwegstrecke Richtung Dürnten zusätzlich zu den vier Kreuzungen noch zwei Lichtsignalanlagen passiert werden müssten, was einen Zeitverlust für die Velofahrenden bedeuten würde. Von einem Fahrfluss, wie es das Tiefbauamt ausdrückt, kann nicht die Rede sein.»

Die Messungen der Initianten hätten ergeben, dass die bestehende Strecke über die Bächelackerstrasse Richtung Dürnten mit 350 Metern zwar marginal länger sei, der Zeitbedarf bis auf minimale 4 Sekunden aber gleich sei. Bei der bestehenden Route sind drei Kreisel und eine Kreuzung zu überwinden, wohingegen bei der Neuvariante zwei Lichtsignale, vier Kreuzungen inklusive drei Übergängen über unbequeme Randsteine zu bewältigen wären. Die Gegner sehen nur Vorteile in der bestehenden BächelackerRoute: «Sie befindet sich abseits vom Verkehr, an einer beleuchteten Strecke und ist auch nachts ohne störende Scheinwerferlichter zu befahren. Darüber hinaus ist sie ländlicher und schöner», so Burch.

Links: die bestehende Veloroute über die Bächelackerstrasse. Die gelben Einzeichnungen sind öff entliche Beleuchtungen. Rechts: Neubauvariante gemäss den Plänen der Baudirektion ohne Beleuchtung im Bereich des blau markierten Abschnitts. Bild: Swissmap/Petition Kein zweiter Radweg.

Natur und Landwirtschaftsland in Gefahr

Als absolut vernichtend und naturfremd bezeichnen die Parteien die Tatsache, dass für das Bauprojekt 10'000 m2 produktive Landwirtschaftsfläche geopfert und fünf kommunale Naturschutzobjekte – namentlich Schwarzbach, das Trockenbord Bächelacker, das Quellried Wisental sowie Wiesengraben Wisental und Gigerbach – beschnitten würden. «Ein absolutes Unding, wenn dafür kein Mehrwert durch den Neubau generiert wird», findet Burch.

«Fünf Naturobjekte beschneiden, 15 Mio. Franken investieren und 10'000 m2 Land versiegeln, ohne einen Mehrwert zu generieren, kommt einer ziemlich misslungenen Planung gleich.»
Stefan Burch

Petition stösst auf Interesse

Mit ihrer Meinung sind die Initianten nicht allein. Mit Unterschriftenbogen und einer lancierten Onlinepetition, die Ende März 2024 endete, sind bis zum Redaktionsschluss dieser Zeitung am 25. März über 2'000 Unterschriften gesammelt worden.

Die Baudirektion scheint die Anliegen der Kritiker indes ernst zu nehmen: Sie lud am 11. April 2024 fünf Vertreter der Gegnerschaft zu einem runden Tisch ein. Über das Ergebnis und die weiteren Schritte im Projekt halten wir euch auf Zürioberland24 auf dem Laufenden.

Dossier

Weitere Informationen zum geplanten Radweg findest du im Themen-Dossier auf zuerioberland24.ch

Barbara Tudor